Auf dem Weg in ein neues Leben II

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“Die Auferweckung des Jünglings zu Nain”

Die Auferweckung des Jünglings zu Nain ist eines von vielen Wundern, das Jesus vollbringt. Es ist bezogen auf die Frage nach einem Leben nach dem Tod natürlich eines der wichtigsten, greift es doch einer Erkenntnis vor, die dann durch die Auferstehung Jesu für die Christen zur absoluten Gewissheit wird: Gott, Jesus, ist es möglich, Menschen von den Toten zu erwecken. Es gibt also ein Leben nach dem Tod, es gibt die Auferstehung der Toten.

Stellt man die Geschichte vom Jüngling zu Nain in den Kontext von Jesu Leben und Lehre, so wird klar, dass sie nur ein Mosaiksteinchen in einem großen Bild ist, das vom kommenden Reich und Gericht Gottes erzählt. Das Reich Gottes beginnt mit Jesus, seiner Lehre und seinem Leben, doch vollendet wird es, das betont Jesus immer wieder, durch Gott. Dieser wird in sehr absehbarer Zeit erscheinen, um einerseits im Gericht die Sünder und Übeltäter zu bestrafen und andererseits das von Jesus begonnene Werk zu vollenden.

Diese Naherwartung der Parusie durch Jesus ist so stark, dass sie auch die Erwartungs- und Lebenshaltung der ersten Christen prägte. Spürbar wird dies insbesondere in einigen Gemeinden, die Paulus zum Christentum bekehrte. Diese Christen lebten sehr intensiv den Gedanken “Gott kommt bald. Das Ende dieser Welt ist nahe!” und zogen sich deshalb aus ihrer gesellschaftlichen und familiären Verantwortung (etwa für die Bildung ihrer Kinder) zurück und provozierten teilweise die Öffentlichkeit mit ihrer Haltung. Paulus musste darauf reagieren, deshalb finden sich bei ihm die ersten Ansätze eines Umdenkens: Angesichts einer Verzögerung der Parusie ist es wichtig, dass der Christ seine gesellschaftlichen und familiären Aufgaben und Pflichten wahrnimmt.

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Paulus erweckt Eutychus zum Leben

Die Auferweckung des Jünglings aus Nain hat im übrigen eine Parallele in einem Wunder, das Paulus vollbringt. Auch er erweckt einen Jüngling wieder zum Leben, der sich während einer langen Predigt ans Fenster gesetzt, dort eingeschlafen und aus dem Fenster gefallen war. Diese Parallele verweist auf eine wichtige Dimension der Reich-Gottes Botschaft Jesu und der Wunder: Das Reich Gottes ist eine Welt, in der es kein Leid mehr gibt, eben etwa auch kein leidvolles Sterben oder den Tod. Die Wunder, die Jesus vollbringt, sind in diesem Sinne Zeichen für diese bessere Welt und – das ist der Sinn des Wunders, das Petrus vollbringt – seine Jünger setzen sein Werk fort. Auch sie arbeiten daran und dafür, dass diese Welt wieder paradiesisch wird. Sie warten nicht auf das Kommen Gottes, sie handeln jetzt.

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