Das Buch der Offenbarung – Zeichen des Endes dieser Welt

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Jesu Botschaft vom nahenden Reich Gottes ist eschatologischer Natur. Der Sohn Gottes rechnet mit dem baldigen Erscheinen Gottes, der vollenden wird, was sein Sohn begonnen hat. Dieses Bewusstsein prägt das Auftreten Jesu, seine Wunder sind so Zeichen für eine bald kommende Welt ohne Leid; es erklärt radikale Gedanken, wie etwa:

Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen werdet, noch um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Schaut auf die Vögel des Himmels: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen – euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht mehr wert als sie? Wer von euch vermag durch Sorgen seiner Lebenszeit auch nur eine Elle hinzuzufügen? Und was sorgt ihr euch um die Kleidung? Lernt von den Lilien auf dem Feld, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht, ich sage euch aber: Selbst Salomo in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn Gott aber das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Sorgt euch also nicht und sagt nicht: Was werden wir essen? Oder: Was werden wir trinken? Oder: Was werden wir anziehen? Denn um all das kümmern sich die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß nämlich, dass ihr das alles braucht.

Natürlich ist es nicht mehr nötig, sich jetzt Gedanken um die eigene Altersvorsorge zu machen, wenn doch klar ist, dass Gott bald kommt. Natürlich braucht man dann auch die Schätze nicht mehr, die man so auf Erden angesammelt hat – Geld, Besitz Ruhm, das alles wird im Reich Gottes bedeutungslos sein, also kann man sich davon auch trennen und damit etwas Gutes tun. Darauf gründet nach Tod und Auferstehung Jesu der gelebte Kommunismus der Urgemeinde, der ersten Christen. Das Abendmahl, das sie feierten, fand in der Erwartung des nahen Endes täglich statt und es war ein echtes gemeinsames Essen, bei dem jeder mitbrachte, was er hatte. In den christlichen Gemeinden kamen die Ärmsten der Armen damit in den Genuss von Speisen, die normalerweise der Oberschicht vorbehalten waren.

Die Parusie, die Wiederkehr Christi, kam aber nicht so schnell wie erwartet und so brachen genau an jener Stelle, an der die Gemeinschaft der Wartenden so wunderbar symbolisch zum Ausdruck kam, beim gemeinsamen Abendmahl, die Probleme auf. Die Reichen sahen es nicht ein, dauerhaft ihre feinen Speisen mit den Armen zu teilen, sie, die als Herren nicht arbeiten mussten, begannen daher mit dem Mahl, bevor die Armen, die Sklaven und einfachen Leute kommen konnten und waren satt (und betrunken), als diese dann endlich eintrafen. Mit Missständen wie diesen muss sich der Apostel Paulus auseinandersetzen. Er wird daher nicht müde die Verantwortung zu betonen, die Christen für ihre Mitmenschen haben.

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Einen neuen Schub erhält die Erwartung des nahen Endes unter dem Eindruck der ersten Christenverfolgung unter Nero und angesichts des jüdisch-römischen Krieges, der mit der Zerstörung Jerusalems und des Tempels endet. In diesem Kontext, unter dem Eindruck bereits geschehener und drohender Verfolgung, entsteht zur Zeit Domitians, also um 90 n.Chr., die Apokalypse des Johannes. Sie soll den Christen Hoffnung geben, sie sollen wissen, dass alles einem göttlichen Plan folgt, dessen Ende bereits feststeht: Der Drache, der Satan, der den Kampf um den Himmel schon gegen den Erzengel verloren hat, ist nur für eine begrenzte Zeit auf der Erde, um die Gläubigen zu prüfen und zu verfolgen. Bald aber wird Gott kommen, den Drachen besiegen und sein Reich auf Erden errichten. Er wird, so die Apokalypse, in Jerusalem bei den Menschen wohnen.

Diese Botschaft verbindet der Autor der Apokalypse (dabei handelt es sich nicht um den Jünger Johannes) mit zahlreichen Bilder und Symbolen. Nie, etwa, ist in dem Buch von Rom die Rede, immer von Babylon – in der Bibel eine Chiffre für die Stadt des Bösen (der Grund dafür könnte einfach sein, denn sollte das Buch in die Hände von Römern fallen, wäre das Buch unverdächtig). Einer der Helfer des Drachen ist ein Tier mit 10 Hörnern, 7 Köpfen, mit der Gestalt eines Panthers, den Füßen eines Bären, dem Rachen eines Löwen – es gibt Versuche auch dies zu deuten, danach könnten die 7 Köpfe für die 7 Hügel Roms stehen, die 10 Hörner wären dann die Kaiser, Panther, Bär und Löwe unter Umständen Wappentiere eines bestimmten Kaisers… Kurz, es sind zahllose Bilder vorhanden, die mehrdeutig sind, weshalb Luther über das Buch der Offenbarung auch verzweifelt bemerkte: “Mein Geist will sich in dies Buch nicht schicken.”

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Zwei Dinge sind es vor allem, die die Menschen über die Jahrhunderte immer wieder am Buch der Offenbarung fasziniert haben: Die Zeichen der Endzeit und der zweite Helfer des Drachen, von dem es heißt:

„Hier geht es um Weisheit! – Wer Verstand hat, der deute die Zahl des Tieres; denn es ist die Zahl eines Menschen, und seine Zahl ist 666.“ (Off. 13,18)

Ganze Generationen haben sich bemüht, herauszufinden, wer dieser Mensch ist. Genannt werden unter anderem Nero, aber auch Päpste (z.B. Benedikt der XI), Hitler … Immer wieder glaubte man auch die Zeichen der Endzeit zu erkennen, bringen doch die vier apokalyptischen Reiter weltweit Krieg, (Krankheit und) Tod und Inflation, folgt doch dem Erbrechen des 6. Siegels eine Sonnenfinsternis, stürzen doch Kometen auf die Erde… Immer wieder gab es daher Einzelne und ganze Massen, die aufgrund ihrer Analyse der Apokalypse des Johannes zur Überzeugung kamen, jetzt sei das Ende der Welt ganz nahe… Viele haben damit “gespielt”, es für ihre demagogischen Zwecke genutzt, Sektengründer ebenso wie die Nationalsozialisten, die ihre Vision vom tausendjährigen Reich ebenfalls aus der Apokalypse nahmen.

Dabei, über der Faszination an Katastrophen, über der Panikmache und der hysterischen Suche nach den Zeichen des Tieres ist oft verloren gegangen, dass dieses Buch nicht Angst machen, sondern Hoffnung vermitteln will. Nochmals: In einer Zeit massiver Bedrängnis soll der Leser wissen, dass alles Gottes Plan folgt, dass das Leid nicht mehr lang dauern wird und dass es gut ausgehen wird, für den, der weiter auf Gott vertraut.

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