Das Christentum und Plato – der Mensch und der Tod I

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Fragt man Leute auf der Straße nach dem, was im und nach dem Tod passiere, dann antwortet eine große Mehrheit (vorausgesetzt sie ist im westlichen Kulturkreis sozialisiert), dass sich im Tod der Körper von der unsterblichen Seele trenne. Doch, wie geht es weiter? An dieser Stelle wird es diffus.

Nicht wenige, beeinflusst durch die hier aber missverstandene hinduistisch-buddhistische Reinkarnationslehre, glauben, dass ihre Seele in einem neu geborenen Lebewesen wieder zurückkäme. Wieder andere sehen im Tod den Moment der Befreiung vom Körper, der alt und welk ist, der aber auch in seiner jungen Form oft vor allem als Hindernis bei der Selbstverwirklichung wahrgenommen wird. Sie glauben, mit dem Tod in ein neues, quasi göttliches Stadium überzugehen, in dem die Seele frei und sich selbst voll entfaltend ewig weiterlebt.

Wird eine dezidiert christliche Antwort gegeben, so ist es meist die, dass man, je nachdem entweder in den Himmel oder in die Hölle käme. Doch, in welcher Form lebt man dort weiter? Für die meisten scheint es klar zu sein, dass nur die Seele in den Himmel oder die Hölle kommt. Dabei, und hier wird es spannend, wissen bzw. sollten alle Christen eigentlich wissen, dass das Christentum eine leibliche Auferstehung lehrt. Am jüngsten Tag, so wird es unter anderem auf jeder Beerdigung immer deutlich mit Bezug auf die Bibel formuliert, wird die Seele mit einem neuen Leib eingekleidet und in dieser Form kommt der Mensch in den Himmel oder in die Hölle.

Sehr schnell wird dann auch klar, warum die biblische Botschaft an dieser Stelle von vielen nicht ernst genommen, überhört wird: Die Vorstellung, dass nicht nur die Seele weiterlebt, sondern, dass es auch eine Auferstehung des Körpers gibt, erscheint aus zweierlei Gründen als unlogisch: 1. Es ist völlig unklar, welchen Körper der Einzelne dann bekommen würde – einen alten oder einen jungen? Sind wir dann alle 25?  Was wiederum passiert mit einem Menschen, der schon im Kindesalter verstarb. Muss er ewig als Kind leben? Und 2. Es ist völlig offen, wo all diese wiederauferstandenen Menschen leben sollen, denn Gott wird, so heißt es ja auch, sein Reich (mit anderen Worten: Die Erde ist nach dem Gericht Gottes auch der Himmel) auf dieser Erde errichten…

Antworten auf diese Fragen – im Sinne von „vernünftige Antworten“ gibt es von Seiten des Christentums nicht wirklich. Es ist eine Sache des Glaubens, was nach dem Tod passiert. Es ist Vertrauen auf Gott zu sagen, Gott wird schon wissen, welcher Körper in welchem Alter der richtige für mich ist, er wird auch dafür sorgen, dass das Paradies ein echtes Paradies ist und nicht wegen Überfüllung geschlossen werden muss. Wir allerdings, so die eigentlich aber auch logische Botschaft des Glaubens, können nicht wissen, wie es sein wird, denn wir haben dazu keine eigenen – am besten noch objektiv nachweisbaren – Erkenntnisse.

So bleiben diese Fragen offen, eben eine Sache des Glaubens und nur eines kann als gesichert gelten: Der Glaube selbst hat Rückwirkungen auf unser Leben. Sprich: Gehe ich davon aus, dass mein Körper wertvoll ist, so wertvoll, dass Gott ihn restauriert, wiederherstellt im Leben nach dem Tode, habe ich einen anderen Bezug zu meinem Körper, als wenn ich sage, dass er die lästige, beschränkende Hülle für meine unsterbliche Seele sei.

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In diesem Sinne ist es durchaus spannend, das sich nicht das Christentum, sondern Plato, denn von ihm stammen die eingangs genannten Gedanken letztlich, mit seiner Lehre zum Thema Leben nach dem Tod durchgesetzt hat.Tatsächlich findet sich nichts in den Aussagen Jesu, dass darauf schließen ließe, dass er überhaupt gedacht habe, dass sich nach dem Tod der Körper von der Seele trennen wird. Er sieht den Menschen als Einheit, die auch nach dem Tod erhalten bleibt. Bei Paulus wiederum, der ja im griechischen Kulturkreis aufgewachsen ist und der daher die Lehre der griechischen Philosophen, insbesondere Platos gekannt haben müsste, finden sich erste Ansätze zwischen Seele und Körper zu trennen. Aber: Er betont immer und immer wieder, dass die Auferstehung eine leibliche sein wird.

Woher aber kommt es dann, dass viele so stark zwischen dem Körper und der Seele trennen, dass sie wie selbstverständlich davon ausgehen, dass nur die Seele weiter lebt? Es spricht vieles dafür anzunehmen, dass es vor allem Gedanken Platos sind, die hier in unser Denken einflossen.  Deshalb lohnt es sich nachzufragen, was Plato genau lehrte und welche weiteren Gedanken er damit verband…

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