Aristoteles – der Mensch und der Tod

Haben Sie sich je gefragt, warum Sie so sind, wie Sie sind – warum Sie nicht aus Ihrer Haut können? Die Antwort ist nach Aristoles ganz einfach: Es liegt an Ihrer Seele. Diese ist nach Aristoteles göttlichen Ursprungs, sie kommt in die Materie und wird dort zur Form gebenden, zur gestaltenden Kraft. Ob also aus einem Zellhaufen in der Gebärmutter ein drahtiger, wachsamer und intelligenter oder ein phlegmatischer Mann wird, liegt wesentlich an der Seele, die in ihm wohnt.

Hands of making clay pot on the pottery wheel ,select focus, close-up.

Mit diesen Gedanken überwindet Aristoteles grundsätzlich die Trennung zwischen Leib und Seele, die Plato vertreten hatte, denn Form (bei Lebewesen ist dies die Seele) und Materie sind bei allen von Menschen gemachten Dingen und bei allen Arten von Leben untrennbar miteinander verbunden. Gleichwohl ist bei den Lebewesen nicht Seele gleich Seele. Aristoteles unterscheidet im Menschen drei Formen der Seele:

  • Die vegetative Seele, deren formgebende Kraft darin besteht, das Lebewesen zu Wachstum, Nahrungsaufnahme und Fortpflanzung zu treiben. Sie findet sich auch in Pflanzen und Tieren,
  • Die Sinnesseele, die das Wesen in Bewegung setzt und es mit den Sinnen die Welt wahrnehmen lässt. Sie lehrt uns auch angenehmes von unangenehmen zu unterscheiden und weckt in uns Gefühle. Sie findet sich auch bei den Tieren, und nicht zuletzt
  • Die Geistseele, die Vernunft, der Logos, die den Menschen dazu treibt, zu versuchen die Welt um sich herum zu begreifen. Sie ist, dies betont Aristoteles, zu Beginn des Lebens eine tabula rasa – ein unbeschriebenes Blatt – bringt also kein Vorwissen mit.

Nur für letztere – und hier wird es spannend – gilt allerdings, dass sie unsterblich ist. Sie wird erst durch den Tod der anderen beiden Seelenkräfte und damit des Körpers zu dem, was sie eigentlich ist. So Aristoteles, der aber genau an dieser Stelle aber vage wird, so dass es zwei mögliche Antworten auf die Frage gibt, was mit der Geistseele nach dem Tode passiert:

  • Sie lebt als individuelle Seele unsterblich weiter oder
  • Genau diese individuelle Ebene wird im Tod aufgelöst und die Geistseele geht ein in das Große und Ganze des allumfassenden Geistes (Logos).

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