Der Existentialismus – der Mensch und der Tod I

Das Leben – dein Leben, mein Leben, alles ist sinnlos! So etwas sagen Depressive, so etwas sagt kein normaler, gesunder Mensch, so möchte man meinen. Doch, was wäre, wenn dieser Satz das Ergebnis intensiver, philosophischer Reflexion wäre, wenn er nicht von psychisch angeschlagenen Menschen käme, sondern von logisch analytischen Denkern? Lohnt es sich dann intensiver darüber nachzudenken oder wäre es besser, Philosophen, die derartiges vertreten, zu ignorieren, sie zu den sog. bösen Philosophen zu zählen, deren Werke man am besten verbrennt?

Nun, die Antwort auf diese Frage ist recht einfach: Wenn es darum geht zu verhindern, dass kritische Fragen gestellt werden, dass Selbstverständliches hinterfragt wird, dann ja, dann ist es richtig, diese Aussagen und die Gedanken, die die Philosophen dazu hatten, zu verdrängen, zu ignorieren. Freilich, man könnte an dieser Stelle auch den Spies umdrehen und feststellen: Wer sich dieser Aussage, dieser Erkenntnis nicht stellen mag ist oberflächlich, ignoriert die Wahrheit und hat Angst vor derselben. Er ist deshalb auch gut manipulierbar.

Ein Beispiel, das Beispiel: Hunderttausende junge Männer zogen in den ersten Weltkrieg. Begeistert, hochmotiviert zogen sie los, brachen teilweise ihre Schulausbildung ab, gaben ihren Beruf auf, ließen ihre Familie zuhause sitzen, um ihr Vaterland zu verteidigen. Sie vegetierten bald in Schützengräben vor sich hin, starben qualvoll und wenn sie nicht starben, so kamen sie körperlich und seelisch gebrochen zurück. War ihr Leben sinnvoll? War ihr Tod sinnvoll? Hatten die, die überlebten danach ein sinnvolles Leben? Wurde es ihnen gedankt? Oder waren diese Hunderttausende, die da in den ersten Weltkrieg gezogen waren, letztlich nichts anders als Manöveriermasse in den Schlachtplänen der Generäle?

Marble Crosses on a Cemetery

Was wäre passiert, wenn sie alle gesagt hätten: Das Leben ist sinnlos und daher ist es auch völlig sinnlos zu glauben, dass es gut sein kann für das Vaterland in den Krieg zu ziehen! Dann hätte das Volk, die Masse nicht mehr so funktiert, wie sie funktionieren sollte. Deshalb waren und sind Kriegsdienstverweigerer, aber auch allgemein Aussteiger und Andersdenkende aus der Sicht derer die vom bestehenden System leben, so gefährlich. Sie sind Sand im Getriebe. Sie machen Angst, weil sie das Vertraute, das Bewährte, das Allgemeingültige in Frage stellen und vor allem, weil sie eine Alternative aufzeigen, zu dem, was man so tut und damit alle anderen herausfordern, traut euch, handelt eigenständig, nehmt euer Leben selbst in die Hand.

Es gab einige Philosophen, die die Ansicht vertraten, dass das Leben an sich und auch das Leben eines jeden Einzelnen sinnlos sei, jene von denen im folgenden die Rede sein soll, sind die Existentialisten, wie etwa Albert Camus, Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir.

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